FschJg-auf-Krad „zu Fuß“
12. Juli 2020:
„Nun ist es soweit und ich breche zu einem Memorial-Marsch durch Japan auf. Leider konnte ich aufgrund der gesperrten Grenzen durch das Corona-Virus nicht nach Deutschland fliegen, um die 6. Gedank-Fahrt für die Gefallenen der beiden Weltkriege zu unternehmen. Jedoch möchte ich die Zeit nicht ungenutzt lassen und werde auf diese Weise das Gedenken in Erinnerung rufen sowie für mein (deutsch / japanisches) PTBS-Projekt in Japan Unterstützung suchen.“
19. Juli 2020:
„Heute habe ich Himeji erreicht, rund 100 km vom Start. Bis hier habe ich 2 Jinjya-Shrine und einen Soldatenfriedhof (etwa 15.000 japanische Infanterie und zwei deutsche Soldaten) besucht.
Die Bierdosen bei den zwei deutschen Gräbern ist eine Geste in Japan. Den Toten wird das ans Grab gebracht, was sie zu Lebzeiten gerne mochten.
Auf dem Weg sprechen mich viele Menschen an und bieten mir Hilfe. Manchmal bekomme ich sogar ganz überraschend etwas zum Trinken oder Essen geschenkt. Viele nette Leute!
Die Mücken fressen einen auf, aber besonders die Hitze macht mir zu schaffen. Ich vermute auch, dass sich irgendwo in meinem Rucksack eine 20 kg Hantel befindet, anders kann ich mir das alles nicht erklären.
Es ist noch ein langer Weg bis zum Etappenziel „Hiroshima“ – ein Weg sicherlich voller Überraschungen und außergewöhnlichen Begegnungen.“
23. Juli 2020:
„Die Küste ist nun mehr und mehr zerklüftet, was mir größere Umwege zum nächsten Strand einbringt, um über Nacht zelten zu können.
Auch halten des Öfteren Autos neben mir und man fragt mich, ob ich gerne ein Stück mitfahren möchte – Japaner sind sehr freundlich und hilfsbereit.“
05. August 2020:
„Die Regenzeit ist im größten Teil Japans gerade vorbei, trotzdem ist die Luft sehr drückend heiß, wie in der Waschküche.
Habe zwei Schreine in Himeji besucht. Bei einem musste ich etwas warten und so habe ich einen kleinen Abstecher zum Schloss gemacht. 6 Jahre dauerte dessen Renovierung, aber hineingegangen bin ich nicht, denn ich möchte das alte Schloss, wie es damals war, in Erinnerung behalten.
Auf meinem anschließenden Weg kamen viele Landschaften, und bei einem verträumten Fischerhafen, baute ich mein Zelt auf. Eine alte Frau kam bei mir vorbei, weil hier normalerweise kaum Besucher vorbeikommen. Sie meinte, ich müsste wegen den Wildschweinen aufpassen, weil sie in der Nacht von den Bergen runterkommen, um im Dorf nach Futter zu suchen. Auf einem ungenutzten Spielplatz baute ich mein Zelt dann oben auf einem Gerüst auf und tatsächlich kam eine Wildschweinfamilie, die um das Gerüst herum grunzend nach Nahrung suchte. Es gab kaum Licht im Dorf und so konnte ich nur mit meiner Taschenlampe die Wildschweine sehen. Sie werden bekanntlich schnell sauer, wenn sie Frischlinge haben.
Weiter ging es auf den engen Landstraßen, leider fast immer ohne Fußweg … da muss man höllisch aufpassen.“
10. August 2020:
„Wunderschöne Landschaften und verträumte Fischerhäfen, Anhöhen rauf und runter, Berge umgehen bis Okayama. Öfter mal Regen und eine Luftfeuchtigkeit die einen Büffel umhaut.
Inzwischen habe ich am 06.08. Hiroshima und am 09.08. Nagasaki besucht, um auch dort meinen Kranz niederzulegen.“
16. August 2020:
„Die meisten Nächte verbringe ich an Strände, nicht nur wegen dem Meer, sondern auch wegen Schlangen, Wildschweinen usw., die sonst ein paar Stunden Nachtruhe stören würden.
FUKUYAMA mit dem Denkmal einer Mutter und ihrer zwei Kinder, die tot in einem Reisfeld gefunden wurden. Sie haben, wie Hunderttausende Zivilisten, den Bombenkrieg nicht überlebt. Ein Zeitzeuge erzählte mir von seinen Erlebnissen. (Die Zeitung brachte das in einem Artikel
In KURE wurde das größte Schlachtschiff der Welt gebaut, die Yamato. Heute steht das Model 1:10 in einem Museum in der Nähe der Weft.“
19. August 2020:
„Zu beiden historischen Gedenktagen (75. Jahrestag), war ich pünktlich vor Ort.
Hiroshima (06.08.) ist wohl allen bekannt. Hier starben auf einen Schlag über 80.000 Menschen, fast noch einmal soviel an den Folgen der Radioaktivität.
In NAGASAKI wurde, 3 Tage nach Hiroshima, am 09.08.1945, die zweite Atombombe auf eine Stadt geworfen. Sie tötete ebenfalls fast 75.000 Männer, Frauen und Kindern auf einen Schlag.
Vergessen wir das nicht.“
Weitere Berichte folgen.